Seite:Der Stechlin (Fontane) 451.jpg

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was ich Ihnen eigentlich am höchsten anrechne, denn die Friederikus-Rex-Leute, die haben alle Herz und Verstand auf dem rechten Fleck. Also suchen Sie nach irgend was der Art, nach einer alten Zieten- oder Blücheranekdote, kann meinetwegen auch Wrangel sein – ich bin dankbar für alles. Je schlechter es einem geht je schöner kommt einem so was kavalleristisch Frisches und Übermütiges vor. Ich spiele mich persönlich nicht auf Heldentum aus, Renommieren ist ein elendes Handwerk; aber das darf ich sagen: ich liebe das Heldische. Und Gott sei Dank kommt dergleichen immer noch vor.“

     „Gewiß kommt so was immer noch vor. Aber, Herr von Stechlin, all dies Heldische…“

     „Nun aber Lorenzen, Sie werden doch nicht gegen das Heldische sein? So weit sind Sie doch noch nicht! Und wenn es wäre, da würd’ ich ernstlich böse.“

     „Das läßt Ihre Güte nicht zu.“

     „Sie wollen mich einfangen. Aber diesmal glückt es nicht. Was haben Sie gegen das Heldische?“

     „Nichts, Herr von Stechlin, gar nichts. Im Gegenteil. Heldentum ist gut und groß. Und unter Umständen ist es das allergrößte. Lasse mir also den Heroenkultus durchaus gefallen, das heißt, den echten und rechten. Aber was sie da von mir hören wollen, das ist, Verzeihung für das Wort, ein Heldentum zweiter Güte. Mein Heldentum – soll heißen, was ich für Heldentum halte – das ist nicht auf dem Schlachtfelde zu Hause, das hat keine Zeugen oder doch immer nur solche, die mit zu Grunde gehn. Alles vollzieht sich stumm, einsam, weltabgewandt. Wenigstens als Regel. Aber freilich, wenn die Welt dann ausnahmsweise davon hört, dann horch’ ich mit auf, und mit gespitzterem Ohr, wie ein Kavalleriepferd, das die Trompete hört.“

     „Gut. Meinetwegen. Aber Beispiele.“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_451.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)