Seite:Der Stechlin (Fontane) 477.jpg

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Sie ja selber. Und nun kommen Sie auch gleich noch mit ’ner Urne. Hat gewiß ihr Freund Tucheband irgendwo ausgegraben. Oder is es bloß ’ne Terrine? Himmelwetter, Krippenstapel, Sie werden mir doch nich ’ne Krankensuppe gekocht haben?“

     „Nein, Herr Major, keine Krankensuppe. Gewiß nicht. Und doch is es einigermaßen so was. Es ist nämlich ’ne Wabe. Habe da heute mittag einen von meinen Stöcken ausgenommen und wollte mir erlaubt haben, Ihnen die beste Wabe zu bringen. Es ist beinah’ so was wie der mittelalterliche Zehnte. Der Zehnte, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, war eigentlich was Feineres als Geld.“

     „Find’ ich auch. Aber die heutige Menschheit hat für so was Feines gar keinen Sinn mehr. Immer alles bar und nochmal bar. O, das gemeine Geld! Das heißt, wenn man keins hat; wenn man’s hat, ist es so weit ganz gut. Und daß Sie gleich an Ihren alten Patron – ein Wort, das übrigens vielleicht zu hoch gegriffen ist, und unser Verhältnis nicht recht ausdrückt, – gedacht haben! Lorenzen wird es hoffentlich nicht übel nehmen, daß ich Sie, wenn ich mich Ihren „Patron“ nenne, so gleichsam avancieren lasse. Ja, das mit der Wabe. Freut mich aufrichtig. Aber ich werde mich wohl nicht drüber her machen dürfen. Immer heißt es: ‚das nicht‘. Erst hat mir Sponholz alles verboten und nu die Buschen, und so leb’ ich eigentlich bloß noch von Bärlapp und Katzenpfötchen.“

     „Am Ende geht es doch,“ sagte Krippenstapel. „Ich weiß wohl, in eine richtige Kur darf der Laie nicht eingreifen. Aber der Honig macht vielleicht ’ne Ausnahme. Richtiger Honig ist wie gute Medizin und hat die ganze Heilkraft der Natur.“

     „Is denn aber nicht auch was drin, was besser fehlte?“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_477.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)