Seite:Der Stechlin (Fontane) 482.jpg

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auch derselbe. Sie träumte bloß so hin, und daß sie dies Wesen hatte, das war es recht eigentlich, was den alten Herrn so an sie fesselte. Das Auge, womit sie die Menschen ansah, war anders als das der andern.

* * *

     Engelke hatte sich in die nebenan gelegene Dienststube zurückgezogen; ein heller Schein fiel von der Veranda her durch die Balkonthür und gab dem etwas dunklen Zimmer mehr Licht, als es für gewöhnlich zu haben pflegte. Dubslav hielt die Kreuzzeitung in Händen und schlug nach einem Brummer, der ihn immer und immer wieder umsummte. „Verdammte Bestie,“ und er holte von neuem aus. Aber ehe er zuschlagen konnte, kam Engelke und fragte, ob Uncke den gnädigen Herrn sprechen dürfe.

     „Uncke, unser alter Unke?“

     „Ja, gnäd’ger Herr.“

     „Na, natürlich. Kriegt man doch mal wieder ’nen vernünftigen Menschen zu sehn. Was er nur bringen mag? Vielleicht Verhaftung irgendwo: Demokratennest ausgenommen.“

     Agnes horchte. Verhaftung! Demokratennest ausgenommen! Das war doch noch besser als ein Märchen „vom guten und bösen Geist.“

* * *

     Inzwischen war Uncke eingetreten, Backenbart und Schnurrbart, wie gewöhnlich, fest angeklebt. In der Nähe der Thür blieb er stehen und grüßte militärisch. Dubslav[WS 1] aber rief ihm zu: „Nein, Uncke, nicht da. So weit reicht mein Ohr nicht und meine Stimme erst recht nicht. Und ich denke doch, Sie bringen was. Was Reguläres. Also ’ran hier. Und wenn


  1. Vorlage: Dubslaw
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_482.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)