Seite:Der Stechlin (Fontane) 483.jpg

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es nicht was ganz Dienstliches is, so nehmen Sie den Stuhl da.“

     Uncke trat auch näher, nahm aber keinen Stuhl und sagte: „Herr Major wollen entschuldigen. Ich komme so bloß… Der alte Baruch Hirschfeld hat mir erzählt, und die alte Buschen hat mir erzählt…“

     „Ach so, von wegen meiner Füße.“

     „Zu Befehl, Herr Major.“

     „Ja, Uncke, wollte Gott es stünde besser. Immer denk’ ich, wenn wieder ein Neuer kommt, ‚nu wird es‘. Aber es will nicht mehr; es hilft immer bloß drei Tage. Die Buschen hilft nicht mehr, und Krippenstapel hilft nicht mehr, und Sponholz hilft schon lange nicht mehr; der kutschiert so in der Welt ’rum. Bleibt also bloß noch der liebe Gott.“

     Uncke begleitete dies Wort mit einer Kopfbewegung, die seine respektvolle Stellung (aber doch auch nicht mehr) zum lieben Gott ausdrücken sollte. Dubslav sah es und erheiterte sich. Dann fuhr er in rasch wachsender guter Laune fort: „Ja, Uncke, wir haben so manchen Tag miteinander gelebt. Denke gern daran zurück – sind noch einer von den alten. Und der Pyterke auch. Was macht er denn?“

     „Ah, Herr Major, immer noch tüchtig da; schneidig,“ und dabei rückte er sich selbst zurecht, wie wenn er die überlegene Stattlichkeit seines Kollegen wenigstens andeuten wolle.

     Dubslav verstand es auch so und sagte: „Ja, der Pyterke; natürlich immer hoch zu Roß. Und Sie, Uncke ja, Sie müssen laufen wie ’n Landbriefträger. Es hat aber auch sein Gutes; zu Fuß macht geschmeidig, zu Pferde macht steif. Und macht auch faul. Und überhaupt, Gebrüder Beeneke is schon immer das Beste. Da kann man nicht zu Fall kommen. Aber jeder will heutzutage hoch ’raus. Das is, was sie jetzt die ‚Signatur

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_483.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)