Seite:Der Stechlin (Fontane) 484.jpg

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der Zeit‘ nennen. Haben Sie den Ausdruck schon gehört, Uncke?“

     „Zu Befehl, Herr Major.“

     „Und die Sozialdemokratie will auch hoch ’raus und so zu Pferde sitzen wie Pyterke, bloß noch viel höher. Aber das geht nicht gleich so. Gut Ding will Weile haben. Und Torgelow, wenn er auch vielleicht reden kann, reiten kann er noch lange nicht. Sagen Sie, was macht er denn eigentlich? Ich meine Torgelow. Sind denn unsre kleinen Leute jetzt mehr zufrieden mit ihm?“

     „Nein, Herr Major, sie sind immer noch nicht zufrieden mit ihm. Er wollte da neulich in Berlin reden und hat auch wirklich was zu Graf Posadowsky gesagt. Und das is so dumm gewesen, daß es die andern geniert hat. Und da haben sie ihn bedeutet: ‚Torgelow, nu bist du still; so geht das hier nich‘.“

     „Ja,“ lachte Dubslav, „und wo der nu steht, da sollte ich eigentlich stehen. Aber es is doch besser so. Nu kann Torgelow zeigen, daß er nichts kann. Und die andern auch. Und wenn sie’s alle gezeigt haben, na, dann sind wir vielleicht wieder dran und kommen noch mal oben auf, und jeder kriegt Zulage. Sie auch, Uncke, und Pyterke natürlich auch.“

     Uncke schmunzelte und legte seine zwei Dienstfinger an die Schläfe.

     „…Vorläufig aber müssen wir abwarten und den sogenannten ‚Ausbruch‘ verhüten und dafür sorgen, daß unsere Globsower zufrieden sind. Und wenn wir klug sind, glückt es vielleicht auch. Glauben Sie nicht auch, Uncke, daß es kleine Mittel giebt?“

     „Zu Befehl, Herr Major, kleine Mittel giebt es. Es hat’s schon.“

     „Und welche meinen Sie?“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_484.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)