Seite:Der Stechlin (Fontane) 495.jpg

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     Es war wohl schon sieben, – die Parkbäume hinter dem Vorgarten lagen bereits in einem hellen Schein – als Engelke zu dem Kinde herantrat und es weckte. „Steih upp, Agnes.“

     „Is he dod?“

     „Nei. He slöppt en beten. Un ick glöw, et sitt em nich mihr so upp de Bost.“

     „Ick grul’ mi so.“

     „Dat brukst du nich. Un kann ook sinn, he slöppt sich wedder gesunn… Un nu, steih upp un bind di ook en Doog um ’n Kopp. Et is noch en beten küll drut. Un denn geih in ’n Goaren un plück em (wenn du wat finnst) en beten Krokus oder wat et sünsten is.“

     Die Kleine trat auch leise durch die Balkonthür auf die Veranda hinaus und ging auf das Rundell zu, um nach ein paar Blumen zu suchen. Sie fand auch allerlei; das beste waren Schneeglöckchen. Und nun ging sie, mit den Blumen in der Hand, noch ein paar mal auf und ab und sah, wie die Sonne drüben aufstieg. Sie fröstelte. Zugleich aber kam ihr ein Gefühl des Lebens. Dann trat sie wieder in das Zimmer und ging auf den Stuhl zu, wo Dubslav saß. Engelke, die Hände gefaltet, stand neben seinem Herrn.

     Das Kind trat heran und legte die Blumen dem Alten auf den Schoß.

     „Dat sinn de ihrsten,“ sagte Engelke, „un wihren ook woll de besten sinn.“

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_495.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)