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2. Kapitel.
Die kleine Wera.

Am Morgen, der dieser Nacht vorausging, hatte der Generalkonsul Bergner gegen neun Uhr ein längeres Telephongespräch mit einem Herrn gehabt, der ihm einige Vorschläge machte, die von Bergner dann aufs genaueste befolgt wurden. –

Unter einem Generalkonsul pflegt man sich im allgemeinen einen sehr würdigen älteren Herrn vorzustellen.

Bei Reinhold Bergner traf dies nun weniger zu. Er zählte erst sechsunddreißig Jahre, sah jedoch weit jünger aus, hatte ein frisches, hageres Sportgesicht und einen schlanken, tadellos trainierten Körper, galt überall als „schöner“ Mann und begehrenswerte Partie, als liebenswürdiger Gesellschafter und heimlicher Wohltäter.

Seine Bekannten hatten an ihm nur etwas auszusetzen – eine Kleinigkeit: er wußte zu schweigen!

Und diese Schweigsamkeit war nicht etwa von jener Art, die sich durch halbe Andeutungen über dies und jenes interessant zu machen weiß …

Nein, diese Schweigsamkeit bezog sich restlos auf all das, was Reinhold Bergners innere Neigungen betraf. Äußerlich trieb er Sport, sammelte Briefmarken, war Wagnerverehrer, gründlicher Kenner guter Gemälde – und manches andere noch.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)