Was geschehen mußte, durfte er nicht aufschieben … Gegen fünf Uhr morgens wurde es hell … Bis dahin mußte er alles vollbracht haben … –
Jetzt kam der Monteur Hammer von vorn aus der Führerkabine und legte sich gleichfalls nieder – ganz leise und rücksichtsvoll …
Wangorow markierte ein paar Schnarchtöne, atmete pustend und tastete nach der Waffe, die er vorhin unter die Steppdecke getan hatte: einen großen eisernen Schraubenschlüssel! Mit einem Stück von seinem Unterbeinkleid hatte er den einen Teil umwunden, denn auf keinen Fall wollte er hier in der Kabine Blutspuren hinterlassen.
Harst-Hammer, der recht müde war, schlief sehr bald ein.
Wangorow drehte den Kopf …
In dem Halbdunkel konnte er den Schlafenden nur schwer beobachten. Er traute ihm nicht. Vielleicht täuschte Hammer diesen tiefen ruhigen Schlaf auch nur vor.
Er richtete sich ein wenig auf …
Seine Hand suchte den Schraubenschlüssel …
Er brauchte sich nur ein wenig vorzubeugen, und sein bewaffneter Arm erreichte den Ahnungslosen.
Er zauderte trotzdem …
Nicht aus Furcht, daß der Hieb nicht genügend wirken könnte …
Nein – ein Bild war plötzlich vor ihm aufgetaucht – das Bild des leblos umsinkenden Ustow …
Eiseskälte kroch ihm über den Rücken. Ein Gefühl der Lähmung machte seine Arme zu bleiernen kraftlosen Anhängseln …
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/64&oldid=- (Version vom 31.7.2018)