Schrak aus dem Schlummer empor mit irrsinnigem Schrei …
Blickte in den Spiegel, der dem Bette gerade gegenüber hing …
Sah ihr Gesicht …
Nein – nicht ihr Gesicht …
Das einer Fremden scheinbar …
Verzerrt, verwüstet von den unauslöschlichen Eindrücken jener Stunden … – – Und – – drei Jahre später dann …
Drei Jahre, in denen die Welt leidlich wieder zur Ruhe gekommen war, wenn auch noch überall der blutgedüngte Boden den Pesthauch der Vergangenheit ausatmete …
Frühling war’s …
Deutscher Frühling mit kalten Nächten und sonnigen Tagen …
In dem Pförtnerhäuschen der Villa des Generalkonsuls Bergner in der Villenkolonie Grunewald bei Berlin schliefen die alten Deickmanns längst …
Gertrud Deickmann schlief nicht …
Am Fenster ihres Giebelzimmerchens stand sie und wartete …
Bis aus der Dunkelheit der nahen Taxushecke sich eine Gestalt löste und die Gartenleiter gegen die braune Wand des Blockhäuschens stützte …
Zum ersten Male ging Gertrud diesen Weg der Heimlichkeit … –
Im Schatten der Hecke ein Flüstern und Raunen …
Der Mensch, der hier mit der Vielgeprüften zusammentraf, wurde immer erregter … leidenschaftlicher …
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)