Seite:Der Stein der Wangorows.pdf/89

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Erlengestrüpp, dem erlauschten Gespräch zwischen Vater und Kind …

Gertrud Deickmann weinte …

Weinend vernahm sie von der Sehnsucht des Kindes nach der Mutter …

Ihre Tränen versiegten, als Harst jetzt die Flucht Wangorows schilderte …

Enttäuschung grub scharfe Linien um ihren Mund.

Aber Harst erklärte schon:

Wangorow hat sich, so nehme ich an, hier nach Berlin gewandt … Es liegt nach dem, was Schraut und ich von dem Gespräch zwischen Vater und Kind hörten, so sehr nahe, daß Ihr Gatte, von Reue gepackt, den Entschluß faßte, Ihnen die kleine Wera zu übergeben … Bedenken Sie: das Kind weigerte sich zuerst, ihm zu folgen. Dann ist es doch freiwillig mit ihm gegangen, hat sich sogar als Knabe verkleiden lassen … Woher dieser Umschwung in der Gesinnung?! – Nur eine Erklärung läßt sich dafür finden: Wangorow hat dem Kinde feierlich versprochen, sie hierher zu bringen! – Ich bilde mir ein, Fürstin, ein leidlicher Menschenkenner zu sein. Ihr Gatte konnte eben den harten Schlag nicht verwinden, daß Wera ihn als Lügner entlarvte und … ihn verachtete. Einen kleinen Rest der Kindesliebe, nach der er sich sehnte, wollte er für sich retten … Wie konnte er dies? Nur dadurch, daß er Mutter und Kind vereinen wollte und sich vornahm, dann selbst von der Bühne des Lebens für immer zu verschwinden, – – nur so! – Diese Kombination mag Ihnen kühn erscheinen, Fürstin. Wer aber wie ich mit angehört hat, wie Ihr Gatte um Weras Liebe bettelte, der wird mir recht geben …!

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/89&oldid=- (Version vom 31.7.2018)