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Ignatz (Isaac) Lichtenstein: Der Talmud auf der Anklagebank

und Schriftgelehrten bei jeder Gelegenheit rücksichtslos gegeißelt, hat nie ein Wort des Tadels gefunden – gegen Essäer. Seien wir daher nicht christlicher – als Christus.

Jetzt schließen wir mit Sabbath, den wir in der That als Himmelsbraut, als Gnadengeschenk, als theueres unverlöschbares Zeichen unseres Menschenadels, unserer Gottesnähe, festlich empfangen, und feierlichst besingen. Seite 339. heißt es: „Ganz dieselbe Tendenz, das Gemüth auf die bloß äußerliche Handlung zu richten, hat auch ein anderer Akt der rabbinischen Sabbath-Beobachtung, nämlich die Zubereitung des Sabbath-Tisches. In dieser Beziehung heißt es: ויסדר שלחנו ויציע המטות ויתקן כל עניני הבית כדי שימצאנו ערוך ומסודר בבואו מבית הכנסת דא״ר י״ס׳ ב״ח שני מלאכי השרת מלוין לו לאדם בע״ש מבית הכנסת לביתו אחד טוב ואחד רע כשבא לביתו מצא נר דלוק ושלחן ערוך ומטה מוצעת מלאך טוב אומר יהי רצון שיהא כן לשבת הבאה ומלאך רע עונה אמן בעל כרחו ואם לאו מלאך רע אומר יהי רצון שיהא כן לשבת הבאה ומלאך טוב עונה אמן בעל כרחו׃‎ „Jeder decke seinen Tisch, bereite sein Lager und besorge alle Geschäfte des Hauses, damit er dasselbe, wenn er aus der Synagoge zurückkehrt, wohl geordnet und eingerichtet finde. Denn Rabbi Jose Sohn des Rabbi Chanina sagt: Am Sabbath-Abend wird Jedermann, wenn er aus der Synagoge heimkehrt, von zwei Engeln begleitet, einem guten und einem bösen. Wenn er nun nach Hause kommt und die Lampe angezündet, den Tisch gedeckt und das Lager bereitet findet, so sagt der gute Engel: Gott gebe, daß dies auch am nächsten Sabbath so sei, und der böse Engel muß dann wider seinen Willen Amen sagen. Wenn er es aber nicht so findet, so sagt der böse Engel: Gott gebe, daß es am nächsten Sabbath auch so sein, und der gute Engel muß dann wider seinen Willen Amen sagen (Orach Chajim 262) u. s. w. Diese Geschichte mit den Engeln ist offenbar eine Fabel und wieder ein Beweis, wie sehr das mündliche Gesetz sich in Erdichtungen gefällt; aber sie zeigt uns außerdem, wie die Rabbinen von dem Wesen der Religion abgingen und sich dem bloßen Schatten äußerer Gebräuche zuwandten.“

Empfohlene Zitierweise:
Ignatz (Isaac) Lichtenstein: Der Talmud auf der Anklagebank. Buchdruckerei von Victor Hornyánszky, Budapest 1886, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Talmud_auf_der_Anklagebank_durch_einen_begeisterten_Verehrer_des_Judenthums_-_018.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)