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wohl etwas abändern. Ibrahim soll nichts davon erfahren, daß ich jetzt weiß, wo das Gold, dem wir so lange schon nachjagen, sich befindet. Was soll der braune Räuberhauptmann mit all den Reichtümern?! Dafür habe ich eine bessere Verwendung!“

Paul glaube hinter sich, also hinter dem versteinerten Baume, der ihm als Rückenlehne diente, ein leises Geräusch zu hören. Er hatte gute Ohren, und er sagte sich sofort, daß es nur Ibrahim ben Garb sein könne, der lautlos herbeischlich, um die beiden Leute vor ihm zu belauschen. Aber er war auch sehr begierig darauf, was der Pirat der Wüste nun wohl unternehmen würde, nachdem er doch ohne Zweifel mitangehört hatte, wie kaltblütig der Engländer ihn zu betrügen suchte.

Nun – der wackere Knabe brauchte nicht lange zu warten.

Shlook schien jetzt sehr angestrengt darüber nachzudenken, wie er Ibrahim wohl am besten loswerden könnte, der ihm plötzlich recht unbequem geworden war. In seiner wilden Goldgier hatte er für nichts anderes Gedanken als für die Besitznahme der Schätze. Sonst wäre es ihm doch aufgefallen, daß Paul Loring hier so ganz allein herumschlich, sonst hätte er sich sagen müssen, daß auch die Gefährten Pauls in der Nähe waren.

Nach kurzer Pause erklärte er dann:

„Ich weiß, was ich tue. Ich werde Ibrahim nach den neuen Weideplatz der Iringi zurückschicken, da ich dort eine Satteltasche vergessen habe. Sie enthält zwar nichts von Wert, ich werde aber Ibrahim gegenüber das Gegenteil behaupten. Vor Ablauf von vier Tagen kann er nicht zurück sein. Inzwischen werden wir beide die drei Lastkamele, die ich mitgenommen habe und die jetzt in der Oase grasen, mit den kostbarsten Gegenständen beladen, uns reichlich mit Trinkwasser versehen und davonreiten. – Halt – noch eine Frage, bevor ich …“

Shlook sollte diese Frage in diesem Leben nicht mehr über die Lippen bringen. Die Sekunden des verräterischen Engländers waren gezählt, ohne daß er es ahnte.

Plötzlich fuhr etwas wie eine lange dünne Stange

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W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)