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Pfund (110 000 Mark) und die Kleider ab. Dann warf man sie sämtlich in den Fluß. Die Gendarmen am Ufer hatten die Aufgabe, alle, die sich etwa durch Schwimmen retten wollten, zu töten. Die Kleider der Ermordeten wurden in Diarbekir auf dem Markte verkauft. Bei der Ermordung half auch der obengenannte Omar Bey.

In der gleichen Zeit etwa wurden gegen 700 armenische junge Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren angeblich zum Militär eingezogen und angestellt, um auf der Straße Karabaktsche-Habaschi, zwischen Diarbekir und Urfa, zu arbeiten. Bei dieser Arbeit wurden diese Arbeitssoldaten von den sie bewachenden Saptiehs niedergeschossen. Der befehligende Onbaschi (Unteroffizier) rühmte sich nachträglich der Heldentat, daß er es fertig gebracht habe, die 700 auf die Strecke verteilten wehrlosen Armenier mit nur 5 Saptiehs abzuschießen. In Diarbekir ließ man eines Tages 5 Priester, die man nackt ausgezogen und mit Teer bestrichen hatte, durch die Straßen führen.

Der Kaimakam von Lidscheh hatte die durch einen Boten des Walis mündlich überbrachte Ordre, die Armenier niederzumachen, zurückgewiesen, mit dem Bemerken, er wünsche den Auftrag schriftlich zu haben. Er wurde abgesetzt, nach Diarbekir gerufen und auf dem Wege dahin von seinen Begleitmannschaften umgebracht.

Auch in Mardin wurde der Mutessarif abgesetzt, da er nicht nach dem Willen des Walis mit den Armeniern verfahren wollte. Nach seiner Absetzung wurden zuerst 500, dann 300 armenische und syrische Notable nach Diarbekir auf den Weg gebracht. Die ersten 500 sind nicht nach Diarbekir gekommen; auch von den andern 300 hat man nichts mehr gehört.


6. Wilajet Wan.


Das Wilajet Wan zählte unter 542 000 Einwohnern 290 200 Christen, nämlich 192 200 Armenier und 98 000

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)