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Ein anderer Brief sagt:

„Sautschbulak wurde von den Türken dem Erdboden gleichgemacht. Für die Missionare war ein Galgen errichtet, doch eingetretene Hilfe verhinderte das Schlimmste. Eine Missionarin und ein Doktor sind gestorben.“

Ein dritter Brief berichtet:

„In Haftewan und Salmas sind aus den Pumpbrunnen und Zisternen allein 850 Leichname herausgezogen worden, und zwar ohne Kopf. Warum? Der Oberstkommandierende der türkischen Truppen hatte für jeden Christenkopf eine Summe Geldes ausgesetzt. Die Brunnen sind mit Christenblut getränkt. Aus Haftewan allein sind über 500 Frauen und Mädchen den Kurden nach Sautschbulak ausgeliefert worden. In Dilman wurden Scharen von Christen eingesperrt und mit Gewalt gezwungen, den Islam anzunehmen. Die männlichen wurden beschnitten. Gülpartschin, das reichste Dorf im Urmiagebiet, ist ganz dem Erdboden gleich gemacht worden; die Männer sind getötet, die hübschen Mädchen und Frauen weggeführt, ebenso in Babaru. Zu Hunderten flohen die Frauen in den tiefen Fluß, als sie sahen, wie viele ihrer Mitschwestern von den Banden am hellen Mittag auf den Straßen vergewaltigt wurden; ebenso in Mianduab im Suldusdistrikt. Die Truppen, die von Sautschbulak durchzogen, trugen das Haupt des russischen Konsuls aufgespießt nach Maragha. Im katholischen Missionshof in Fath-Ali-Chan-Göl sind 40 Syrer an den dort errichteten Galgen aufgehängt worden; die Klosterfrauen waren auf die Straße hinausgelaufen und hatten um Erbarmen gefleht, aber umsonst. In Salmas, in Khossrowa ist ihre ganze Station zerstört, die Klosterfrauen sind geflohen. Maragha ist zerstört. In Täbris ist es nicht so schlimm. In Salmas wurden 1175, im Urmiagebiet 2000
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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)