Seite:Der Todesgang des armenischen Volkes.pdf/203

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Stimmen eine Resolution gefaßt worden war, daß man die türkische Regierung, wenn sie nicht gewisse Reformen bewillige, mit allen Mitteln bekämpfen müsse. Die türkischen Hintschakisten lehnten die Resolution ab und erklärten den Kongreß für inkompetent, im Namen der türkischen Hintschakisten zu sprechen. Folgerichtig lehnten sie auch jetzt, als die vier ägyptischen Armenier nach Konstantinopel kamen, jede Mitwirkung ab. Die vier Armenier wurden in Konstantinopel von der Polizei ausfindig gemacht und noch vor dem Kriege in Haft gesetzt. Die Führer des türkischen Komplotts, die in Paris, Ägypten und Athen saßen, wurden von Midhat Efendi weiter an der Nase herumgeführt, bis sie selbst unter sich uneins wurden und eine Aktion aufgaben. Mittel von England haben sie nicht erhalten. Dann erst wurde durch die Veröffentlichung des „Tanin“ die ganze Geschichte aufgedeckt.

Wie man sieht, spielten die vier auswärtigen Armenier in der ganzen Komplottgeschichte eine nur untergeordnete Rolle und waren von ihren Kameraden in der Türkei zurückgewiesen worden. Hätte man diese Verschwörer, als man sie gefaßt hatte, einfach gehenkt, so hätte die Sache weiter nichts auf sich gehabt und niemand würde auf den Gedanken gekommen sein, die Verschwörung der Führer der türkischen Oppositionspartei für eine armenische Revolution auszugeben. Man ließ aber die vier verhafteten Armenier ein gutes Jahr im Gefängnis und holte sie erst am 17. Juni des Jahres 1915 heraus, um sie auf dem Platz vor dem Kriegsministerium mit noch 17 andern Armeniern, die man ebenfalls für Mitglieder des Hintschakkomitees ausgab, zu henken. Die übrigen 17 waren in das Komplott nicht verwickelt, die türkische Polizei hatte aber eine Liste der Mitglieder der Hintschakistenkonferenz in Constantza in die Hände bekommen und einige dieser Mitglieder ebenfalls verhaftet. Andere, deren Namen man aus Briefadressen oder Tagebuchnotizen

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/203&oldid=- (Version vom 31.7.2018)