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Plagiat begangen hat. Denn ein so gehäuftes Maß von Lügen zu erdichten, wie sie auf diesen drei Seiten zusammengedrängt sind, kann ich ihn nicht für fähig halten.

Über das Massaker von Sassun 1894 liegen ausführliche Berichte des Untersuchungsausschusses vor, der an Ort und Stelle die Tatsachen festgestellt hat. Bei Bratter haben nicht die Kurden das Massaker veranstaltet, sondern „der berüchtigte Hamparzum“ nebst 3000 armenischen Bauern.

Die Mordbrennereien von 3000 armenischen Bauern, desgleichen die „englische Hilfe“, sind frei erfunden.

Die Armenier-Massakers unter Abdul Hamit werden von Bratter in Türken-Massakers umgedichtet. Die Geschichte der hamidischen Massakers ist der Welt bekannt.[1] Es genügt daher, diese grobe Fälschung niedriger zu hängen. Man höre: „Der blutig unterdrückten Revolte von Zeitun[2] folgte im Herbste 1895 die bewaffnete[3] Kundgebung der Armenier in Konstantinopel und dieser die Aufstände (!) in Trapezunt im Wilajet Hundawendigiar[4]), im Wilajet (lies Sandschak) Ismid,


  1. Über die Armenier-Massakers von 1895/96, die mit dem 2. Oktober 1895 in Trapezunt einsetzten, liegt der jedermann zugängliche Botschafterbericht vor, der am 4. Februar 1896 durch eine Kollektivnote der Botschafter der sechs Großmächte (auch Deutschlands) an die Hohe Pforte überreicht wurde. Er ist abgedruckt in: Lepsius, Armenien und Europa (Sechste Auflage Berlin 1897). Wenn jemand über die Wahrheit noch im Zweifel sein sollte, so lege er den Botschafterbericht neben die Darstellung von Herrn Bratter, und er wird über die groteske Verlogenheit (seiner, wie ich annehme kritiklos benutzten ungenannten Quelle) erstaunt sein.
  2. Bekanntlich wurde von den europäischen Konsuln ausgerechnet den Leuten von Zeitun eine Amnestie erwirkt, so daß sie von einem Massaker verschont blieben.
  3. Bekanntlich war diese Kundgebung unbewaffnet.
  4. Europäer pflegen dieses Wilajet „Brussa“ zu nennen. Der Umstand, daß Herr Bratter die türkische Bezeichnung (lies: „Khodawendighiar“) gebraucht, läßt wohl daraus schließen, daß sich Bratter einer türkischen Quelle bedient.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/322&oldid=- (Version vom 31.7.2018)