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Und was hast du hier zu tun?“ Der Aradschnort (Metropolit): „Ich bin der Aradschnort und habe das Recht, für diese Leute zu sprechen.“ Der Kaimakam: „Ich kenne weder Aradschnort noch seine Rechte. In anderen Angelegenheiten als religiösen kenne ich dich nicht.“

In den andern Dörfern verfuhren die Gendarmen ebenso. Zuerst verlangten sie Geld, dann kamen die Haussuchungen an die Reihe. Im Dorfe Merwatsik arbeitete der Polizeileutnant Suleiman mit dem Müdir des Dorfes Adil Efendi zusammen. Als sie keine Waffen fanden, wurden die Bauern gefoltert und gezwungen, von ihren türkischen Nachbarn Waffen zu kaufen. Alsdann wurden sie nach Erzerum ins Gefängnis gebracht. Von da gingen sie in das Dorf Arkan, erpreßten 60 türk. Pfd., plünderten das Dorf, nahmen den Frauen die Ohrringe und Armbänder weg und schlugen alle, die sich weigerten. Ein Gendarm setzte sich auf die Füße, ein anderer auf den Kopf des Opfers, dann ging die Peitscherei los, mit nicht unter 200 Schlägen. Die Frauen wurden unter den Torturen bewußtlos. Als sich keine Waffen fanden, schrie der Unterleutnant Suleiman die Leute an: „Bis jetzt hattet ihr das Recht, Waffen zu haben. Das hört jetzt auf. Ich habe eine Iradé in der Hand und kann mit allen Mitteln, die mir belieben, von euch Waffen fordern.“ Darauf ließen die Gendarmen die Bauern aus dem Nachbardorfe Mollah herführen, schlugen sie, schmierten ihnen Exkremente ins Gesicht und warfen sie in den Fluß. Eine Frau starb unter den Mißhandlungen des Müdir Adil. Dann gingen sie in das Dorf Mollah, unterbrachen die Messe – es war Osterfest – und folterten den Priester in der Kirche. Die Frauen und Mädchen flüchteten sich vor den Gendarmen in die Berge. Im Dorf Mez Akrak erpreßten sie 92 türk. Pfd. und folterten die Bewohner. Im Dorf Machmud Bekri verlangten die Gendarmen erst Geld und, nachdem sie das Verlangte erhalten hatten, verhafteten sie 3 Bauern, und führten sie in ein Haus, wo sich der genannte Suleiman, Oteldji Hafis,

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)