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so mit Staub und Schmutz bedeckt, daß man die Gesichtszüge kaum erkennen konnte.

Selbst wenn das Leben dieser Vertriebenen geschützt werden sollte, fragt man sich, wieviel wohl fähig sein werden, die Beschwerden einer solchen Reise zu ertragen, einer Reise über die heißen Hügel, voll Staub, ohne Schutz gegen die Sonne, mit kärglicher Nahrung und wenig Wasser, in der beständigen Furcht vor dem Tode oder einem schlimmeren Schicksal.

Die meisten Armenier im Distrikt von Mersiwan waren vollkommen hoffnungslos; manche sagten, es sei schlimmer als ein Massaker; niemand wußte, was kommen würde, aber alle spürten, daß es das Ende sei. Selbst die Priester und Führer konnten kein Wort der Ermutigung und Hoffnung finden. Viele zweifelten an der Existenz Gottes. Unter der scharfen Nervenanspannung verloren viele den Verstand, einige für immer. Es gab auch Beispiele von größtem Heroismus und Glauben, und einige traten ruhig und mutig die Reise an mit den Abschiedsworten: „Betet für uns; in dieser Welt sehen wir uns nicht wieder, aber einmal werden wir uns wiedersehen.“

Soweit der Bericht des amerikanischen Missionars.

Von Familien, die zum Islam konvertiert in Mersiwan zurückbleiben durften, werden genannt die Familien Danieljan, Kambesian, Keschischian, Vardaserian, Salian, Wahan Bogossian, Kelkelian, Jeremian, Mikaëlian, Hadjik Gendschian. Die letztere heißt jetzt Kendji-Zade-Kemal.

In Amasia sind nach der Deportation das armenische Viertel, der Bazar, die armenische und die griechische Kirche von den Tücken angezündet worden.

Aus Gemerek (zwischen Kaisarieh und Siwas) wurden alle Armenier deportiert, aber sie erreichten Siwas nicht. Die Männer und Knaben wurden getötet, Frauen und Kinder wurden an türkische Offiziere und Beamte verteilt.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)