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April entwaffnet worden. Das Dorf Purk, südwestlich von Karahissar war bereits zerstört und die Bevölkerung massakriert worden. In der ersten Hälfte des Juni fing die Regierung auch in Schabin-Karahissar mit Verhaftungen an. Die Nachrichten von den Schlächtereien im Kemach-Tal und dem Schicksal der Deponierten, die durch Erzingjan getrieben wurden, waren nach Schabin-Karahissar gedrungen. Als nun die Regierung die verhafteten Daschnakzagan hängen wollte und die Deportation verfügt war, machte die armenische Bevölkerung von Schabin-Karahissar eine Demonstration, um gegen das ihr drohende Schicksal zu protestieren. Darauf wurde die Stadt von türkischem Militär aus Erzingjan zerniert. Einige Hundert Armenier flüchteten sich auf den steilen Burgfelsen, auf dem sich ein altes Schloß aus der byzantinischen Zeit befindet und verbarrikadierten sich dort, bis am 3. Juli das Schloß von türkischen Kanonen zusammengeschossen wurde. Die Verteidiger wurden getötet. Einige flüchteten sich in die Berge. Darauf wurden alle Männer der Stadt im Alter von 18 bis 55 Jahren unter dem Vorgeben, sie zum Militär auszuheben abgeführt, und die übrige Bevölkerung von Frauen und Kindern in derselben Weise wie im ganzen Wilajet deportiert. Auch in der Umgegend wurden von türkischem Militär alle christlichen Dörfer, darunter auch 10 griechische, eingeäschert und die Bevölkerung teils massakriert, teils deportiert.


Zileh.


Aus Zileh (südlich von Amasia) wird folgender Vorfall berichtet:

Ein armenischer Soldat, der verwundet war und von der Front in seine Heimat Zileh zurückkehrte, erzählte, daß er Zeuge gewesen sei, wie man den Bischof von Siwas, ehe man ihn in die Verbannung schickte, wie ein Pferd mit Hufeisen beschlug. Der Wali hatte diese Tortur scherzhaft damit begründet, daß man einen

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)