Seite:Der Todtentanz St. Michael 005.jpg

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Prinzessin Elisabeth von Baden-Baden zu suchen sein, die als Letzte des markgräflichen Hauses Baden katholischer Linie die lange Ahnenreihe dieses Zweiges Baden schloß?

Voll scharfen Spottes hilft in Nr. 6 der Tod dem geplagten Ehemann sein schweres Kreuz, das er sich selbst gewählt, durch Unterschieben seines Todespfeiles tragen. Es ist selbst dem Tod fast zu schwer, denn er sinkt dabei recht merklich in die Kniee.

Ob vielleicht in Nr. 7 die Art eben dieses Kreuzes in Gestalt eines eigensinnigen und zänkischen Weibes näher angedeutet sein soll? Wir wollen hoffen, daß der Maler hier nicht im allgemeinen seinen Gedanken Ausdruck geben wollte, sondern daß er individualisirend blos einen bestimmten Fall im Auge hatte.

Nun folgt der adelige Herr, Blatt 8, der im reich betreßtem Hofgewand sein Schloß verläßt, um im eigenen Reisewagen zu Hof zu fahren. Doch schwerlich erreicht er sein Ziel; denn der Reiter auf dem Sattelpferde zeigt mit dem Todespfeil den nahen Abgrund, wo er stürzen wird. Hätte es der Raum gestattet, so würde unser Künstler für diese Todtenfahrt sicherlich einen Viererzug genommen haben.

Recht als Gegenstück hierzu finden wir auf Blatt 9 den hungernden Bettler kniefällig um eine Unterstützung ansprechend; die einzige, aber gründlich erlösende Barmherzigkeit erweist ihm der Tod, der statt anderer Gabe eine Schüssel voll Knochen in den Hut wirft. Das Kapellchen dort auf der Höhe ist des Bettlers sicherer Trost, und in frommer Zufriedenheit nimmt er die Gabe dankbar an

Ganz anders verhält es sich mit dem geldgierigen Manne, Blatt 10, dessen ganzes Dichten und Trachten nur auf den Erwerb und Geld gerichtet war. Durchaus nicht mir derselben Ergebenheit wie der Bettler fügt er sich in sein Loos; ja seine Handbewegungen lassen sogar vermuthen, daß er einiges mit sich nehmen zu können glaubt. Ein bedenkliches Zeichen für das Seelenheil des Todescandidaten ist der auf der Geldkiste sitzende Höllenhund; die Uhr zeigt fünfzehn Minuten bis zwölf! Kehr um, ’s ist höchste Zeit – und die Todtenkapelle, die man durch’s Fenster sehen kann, liegt gar so nahe.

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Adolf Poinsignon: Der Todtentanz. Herder'sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg 1891, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todtentanz_St._Michael_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)