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Mit einem „Ich komme!“ stürzte ich herzu.

Langfeld wehrte sich mit dem dicken Stock, dessen er noch immer beim Gehen bedurfte, gegen drei mit Messern auf ihn eindringende Kerle. Ich spannte den Hahn meiner Flinte, führte mit dem Lauf einen wütenden Stoß gegen den Banditen, der den Leutnant am heftigsten bedrängte, drückte in dem Augenblicke ab, wo die Mündung den Körper des Meuchlers traf und jagte ihm die ganze Schrotladung in den Leib. Er taumelte rücklings zu Boden und stöhnte:

„Zu Hilfe, Leute! Ich bin geschossen!“

Seine zwei Spießgesellen sprangen auf ihn zu, Langfeld aber und ich eilten nun den andern beiden Halunken nach, die Donna Antonia ergriffen hatten und mit sich fortschleppten. Bald hatten wir sie eingeholt. Einen Wutschrei ausstoßend schlug Langfeld dem nächsten mit solcher Kraft über den Schädel, daß der schwere und feste Stock in seiner Hand zersplitterte und der Getroffene lautlos kopfüber in den Sand stürzte. Als der andere sich zur Wehr setzen wollte, versetzte ich ihm einen Kolbenschlag, der ihm allen Mut nahm; er lief wie ein Hase davon und verschwand in der Dunkelheit.

Donna Antonia lag ohnmächtig neben dem niedergestreckten Räuber. Langfeld hob sie auf, trug sie dem Hause zu und befahl dem auf den Lärm herbeikommenden Pedro, die alte Madre Dolores, Antonias Dienerin, zu rufen. Ich geleitete ihn bis zur Haustür und kehrte dann auf den Gartenweg zurück, um das Teleskop zu holen und zu sehen, ob der Feind endgültig verjagt war. Die Luft war rein, auch der von Langfeld niedergeschlagene Kerl hatte das Weite gesucht.

Endlich im Hause angelangt, fand ich hier alles in Aufregung. Don Manuel der die Hand in der Schlinge trug, befragte den Leutnant eifrig, ob er denn keinen Verdacht habe, wer die Banditen gewesen sein könnten.

„Nicht nur einen Verdacht, sondern beinahe die Gewißheit habe ich, denn den Rädelsführer glaube ich genau erkannt zu haben,“ antwortete Langfeld, „da kommt Freund Wetter; wir wollen hören, ob

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)