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zu nehmen, mit der wir aber gleich darauf in die Luft gingen; und hinterher hatten Wetter und ich den Eindruck, daß unsre Verluste sich mindestens auf die Hälfte unsrer Leute belaufen haben müßten.“

Well,“ antwortete der Skipper, „da haben Sie sich, Gottlob, in einem Irrtum befunden. Unser Gesamtverlust bei jener Affäre betrug vier Mann, tot; aber heiß ist’s hergegangen, dafür spricht die Tatsache, daß nicht ein einziger von dem ganzen Expeditionskorps unverwundet an Bord zurückgekommen ist. Jetzt sind sie, Gott sei Dank, alle wieder auf den Beinen. Die Banditen hatten von unsrer Anwesenheit im Flusse Kenntnis erlangt, jedenfalls durch den Schiffer der „Pensacola“, und waren auf den Angriff vorbereitet. Das hätten wir früher wissen sollen. Aber nun schießen Sie los, lieber Langfeld.“

Der zweite Leutnant gehorchte, er erzählte, was die Leser bereits kennen. Er hatte kaum geendet, als der Doktor verkündete, daß er mich gründlich kalfatert und gelabsalbt habe und nun Langfeld dasselbe zu erweisen bereit sei. Ich aber hätte unverzüglich einzutörnen. Damit hing er mir eine Decke über die Schultern und schob mich der Tür zu.

„Noch eine Frage, Wetter,“ rief der Kapitän mir nach. „Sagen Sie mal, dieser Don Manuel – halten Sie den für einen ehrenhaften Mann? Oder macht er vielleicht auch ab und zu ein Geschäft in schwarzem Menschenfleisch?“

„Das glaube ich nicht, Sir,“ antwortete ich. „Er verkehrte allerdings mit einem gewissen Ribera, einem höchst verdächtigen Menschen, aber ihn selber halte ich durchaus für einen Gentleman.“

„Der er ganz ohne Zweifel auch ist,“ fiel Langfeld ein. „Sie irrten sich übrigens, Wetter, als sie meinten, die „Josefa“ gehöre dem Ribera; er hat an Bord nirgends gefunden werden können.“

In diesem Augenblick erschien der dritte Leutnant in der Tür.

„Was gibt’s, Mr. Collins?“ fragte der Kapitän.

„Da ist ein Fahrzeug in Sicht, Sir, anscheinend eine Brigg. Sie muß eben aus dem Kongo gekommen sein und hält sich dicht unter Land, als ob sie uns nicht auf sie aufmerksam machen wollte.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)