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hegte denselben Verdacht wie Sie. Das Ding fängt an, mich zu interessieren. Erzählen Sie mir doch von Anfang an, wie Sie zu diesem Verdacht gekommen sind.“

Das tat ich. Als ich zu Ende war, sagte er:

„Sie haben mir da viel zu denken gegeben; ich bedaure, daß Sie mich nicht schon früher in Ihr Vertrauen gezogen haben. Aber Sie sehen recht angegriffen aus; machen Sie, daß Sie in Ihre Hängematte kommen.“

Noch in derselben Nacht befiel mich ein heftiges Fieber, das mich länger als drei Wochen an das Lager fesselte. –

Die „Black Queen“ war uns entwischt. Der „Wolf“ steuerte wieder der Küste zu und suchte hier jeden Schlupfwinkel ab, wo die Brigg etwa einen versteckten Ankerplatz gefunden haben könnte, bis hinauf zur Bucht von Benin. Bei dieser ebenso langweiligen wie mühevollen Arbeit erkrankten vierzehn Mann am gelben Fieber, wovon, als wir endlich in Sierra Leone einliefen, vier Mann gestorben waren. In Sierre Leone fanden wir Leutnant Burke und die Prisenmannschaft der „Josefa“ die uns hier erwartet hatten. Wir nahmen sie an Bord, landeten die Kranken und gingen wieder in See.

Der Kurs war auf den Kongo gesetzt und eines schönen Morgens, gerade als der Wind abzuflauen begann, sichteten wir wiederum die Mündung des mächtigen Stromes. Bald lagen wir in einer völligen Windstille, etwa zwölf Seemeilen vom Lande entfernt; sechs Seemeilen näher gewahrten wir eine Brigg, die wir durch unsre Gläser als den „Vampyr“ erkannten.

„Dort liegt Ihr Freund,“ sagte der erste Leutnant zu mir. „Ich habe über das, was Sie mir kürzlich sagten, viel nachgedacht und denke dem rätselhaften Kasten bei erster Gelegenheit unter irgend einem Vorwande einen Besuch zu machen.“

„Haben Sie schon mit dem Kapitän darüber geredet, Sir?“ fragte ich.

„Noch nicht,“ antwortete er. „Ich muß erst etwas Greifbares

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/133&oldid=- (Version vom 31.7.2018)