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„Es scheint, daß Sie ihn nicht allzu sanft angefaßt haben, Wetter,“ sagte der Skipper lachend, „daher das Kompliment für Sie.“ Und zu Guerlin gewandt, fuhr er fort:

„Also in die Luft sprengen wollten Sie uns? Sehr liebenswürdig, muß ich gestehen. Vielleicht sind Sie nun auch so freundlich und teilen mir mit, was Sie mit Mr. Austin angefangen haben.“

„Angefangen? Mit dem?“ rief Guerlin mit teuflischem Grinsen. „Der liegt auf dem Grunde des Creek, wo auch ihr alle jetzt liegen würdet, wenn ihr unsre höfliche Einladung angenommen hättet!“

„Also ermordet haben Sie ihn?“ donnerte der Kapitän ihn an.

„Jawohl!“ entgegnete der Verbrecher in höhnischem Triumph. „Ersäuft oder ermordet, wie Sie’s nennen wollen!“

„In Eisen mit dem verräterischen Mordbuben!“ rief der Kapitän heiser; „der soll es büßen!“

Der Bootsmann und einige Matrosen sprangen zu und schleppten den Elenden nach vorn.

„Ihr Verdacht war leider nur allzu begründet gewesen, Wetter,“ sagte der Skipper jetzt zu mir. „Der arme Austin! Die Brigg ist ohne Frage ein Sklavenfahrer, wahrscheinlich auch noch Schlimmeres. Wir müssen sie gründlich überholen.“

Damit tauchte er in die Kajüte hinab.

Der Feind hatte schwere Verluste erlitten; von den sechzig Mann der Besatzung waren sechzehn tot und zweiundzwanzig verwundet. Der „Wolf“ hatte nur elf Verwundete. Die gefallenen Banditen wurden den Haien zum Fraße überliefert, die Verwundeten kamen in die Pflege unsers Doktors und seiner Gehilfen. Darauf ließ Kapitän Vernon die Rahsegel der Brigg festmachen, eine Prisenmannschaft wurde an Bord kommandiert und dann steuerten beide Schiffe nach dem Ankerplatz bei Padron Point, die Brigg nur unter Stagsegeln und Klüvern und unter dem Kommando von Leutnant Langfeld. Zwei Stunden später rasselten die Anker in den Grund.

Kapitän Vernon kehrte mit allerlei Papieren, die er in der Kajüte

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)