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auch gegenwärtig mit einem Stück Arbeit Sennor Riberas zu tun hatten.

Langfeld hatte denselben Gedanken.

„Donna Antonia –“ sagte er mit halber Stimme; „wo mag sie sein?“

Dann eilte er hinaus auf die das Haus umgebende Veranda und rief:

„Antonia! Antonio! Wo bist du? Ich bin’s, Robert!“

Keine Antwort. Darauf rief er abwechselnd nach Don Manuel und der alten Madre Dolores.

Jetzt hatte er bessern Erfolg, denn als er atemschöpfend innehielt, kam aus dem Hintergrunde des Gartens eine Stimme, die auf Spanisch antwortete:

„Holla! Holla! Wer ruft mich da so ungestüm?“

Eifrig noch jener Richtung auslugend, sahen wir Don Manuel daherkommen, das Gewehr über die Schulter gehängt und eine wohlgefüllte Sammeltasche an der Seite.

Wir liefen ihm entgegen und wurden freudig von ihm begrüßt, Langfeld aber unterbrach ihn mit der angstvollen Frage:

„Wo ist Donna Antonia?“

„Ist sie nicht im Hause?“ sagte Don Manuel ein wenig erstaunt.

„Ich habe sie nirgends entdecken können,“ entgegnete Langfeld, „und ich fürchte sehr –.“ Hier unterbroch er sich. Dann fuhr er fort: „Haben Sie übrigens kürzlich etwas von Ihrem Freund Sennor Ribera gehört oder gesehen?“

„Nein,“ erwiderte Don Manuel, „seit er meine Tochter zu rauben versuchte, weiß ich nichts mehr von ihm. Wie ich aber vorhin gesehen habe, liegt sein Fahrzeug unten im Creek, und aus diesem Grunde hatte ich mich auch auf den Heimweg gemacht. Wenn solch ein Mensch in der Nähe ist, kann man nicht vorsichtig genug sein.“

„Was? Sein Fahrzeug liegt im Creek?“ rief Langfeld ungläubig. „Dann muß es innerhalb der letzten halben Stunde dort angelangt

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)