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Drittes Kapitel.
Der „Vampyr“. – „Gott sei Dank, dass ich den Kerl los bin!“ – Das Floß. – Was Kapitän Walker erzählt. – Ein ungeheuerlicher Verdacht. – Eine Flaggenunterhaltung mit dem „Vampyr“.

Gegen drei Glasen (1/210 Uhr) in der Vormittagswache des nächsten Tages meldete der Ausguckmann ein Segel über dem Backbordbuge. In der üblichen Weise befragt, berichtete er weiter, daß das fremde Schiff eine Brigg sei, die unter Bramsegeln dem Lande zusteuere und das Aussehen eines Kriegsfahrzeuges habe.

Etwa um sechs Glasen (11 Uhr) waren die Fahrzeuge einander bis auf eine Seemeile nahe gekommen, und wenige Minuten darauf lief der Fremde quer vor unserm Buge vorüber, braßte das Großmarssegel back und brachte ein Boot zu Wasser. Da hieraus hervorging, daß er uns sprechen wollte, ließ Kapitän Vernon ebenfalls backbrassen und ein paar Kabellängen[* 1] zu Luwart von der Brigg beidrehen.

Diese war ein schönes, fein modelliertes Fahrzeug, lang und niedrig, mit hohen, keck nach achtern gelehnten Masten und schwerer Takelung. Sie führte auf jeder Seite sieben Geschütze, anscheinend von demselben Kaliber wie die unsrigen – lange Achtzehnpfünder – und auf der

  1. Kabellänge = 185 Meter.
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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)