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daß wir unsre jüngste Bekanntschaft, den „Vampyr“, wieder vor uns hatten.

Als wir nun auch unsre Flagge an der Gaffel heißten, da verschwand die Trikolore und an ihrer Stelle erschien eine Kette von Signalflaggen. Das Signalbuch wurde hervorgeholt und der Antwortwimpel halbmast geheißt. Darauf entzifferten wir das folgende Signal:

„Haben Sie gesichtet –?“

Der Antwortswimpel wurde nun ganz vorgeheißt zum Zeichen, daß wir verstanden hatten. Die Flaggen an Bord des Franzosen wurden niedergeholt und dann zeigte sich ein Signal, das bedeutete:

„Brigg –“

Auch das wurde von uns als verstanden bestätigt und dann ging das Flaggenheißen weiter, bis die ganze Anfrage vollständig vorlag:

„Derselbe Tonnengehalt wie –“

„Wir selber –“

„Rumpf –“

„Gestrichen –“

„Ganz schwarz –“

„Kurs W.N.W.?“

Damit verschwand die letzte Flaggenkette und unmittelbar darauf zeigte sich der Antwortwimpel des „Vampyr“ dicht oberhalb der Bramrahe, um anzudeuten, daß sein Signal zu Ende sei und er unsere Antwort erwarte.

Das ganze Signal in freierer Wiedergabe:

„Haben Sie eine Brigg gesichtet, die ebenso groß ist (denselben Tonnengehalt hat) wie wir (der „Vampyr“), deren Rumpf ganz schwarz gemalt war und die westnordwestlichen Kurs steuerte?“

Wir antworteten „Nein“ und fragten dann unsrerseits, ob der „Vampyr“ von solch einem Fahrzeug etwas gesehen oder gehört habe.

Die französische Kriegsbrigg segelte inzwischen in einer Entfernung von einer halben Seemeile quer vor unserm Buge vorbei; die antwortenden Flaggen erschienen daher an der Piek ihrer Gaffel,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)