Seite:Der Vampyr.pdf/39

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dann blickte ich nach der vergoldeten Fledermaus am oberen Ende des Vorderstevens. Auch hier zeugte die unansehlich gewordene Vergoldung dafür, daß sich das Bild schon lange an seinem Platze befinden mußte. Mein durch Walkers Bemerkungen wieder lebendig gewordener Verdacht war abermals widerlegt, und dennoch – ganz ausrotten konnte ich ihn nicht.

„Mr. Walker,“ sagte ich zu diesem, „wenn Sie Ihrer Sache wirklich so gewiß sind, dann wäre es das beste, Sie redeten mit Kapitän Vernon darüber; das würde uns das Abfangen der Räuberbrigg wesentlich erleichtern. Wir haben jetzt den „Vampyr“ zweimal gesehen und ihn so genau betrachtet, daß wir ihn auch aus größter Entfernung wieder erkennen würden. Wenn uns nun eine Brigg in Sicht kommen sollte, die in jeder Beziehung sein Ebenbild ist, ausgenommen Gallionsbild und Anstrich, dann wäre sie der Pirat, der Ihre Ophelia verbrannt hat, und auch dasselbe Fahrzeug, nach dem der „Wolf“ jetzt auf der Suche ist.“

„Hm – ja – möglich,“ antwortete Walker zögernd und noch immer in sichtlicher Verblüffung; dann richtete er sich auf, strich mit der Hand übers Gesicht und sagte: „Ich werde gleich jetzt zu Kapitän Vernon gehen.“

Und entschlossenen Schrittes ging er achteraus.

Wir behielten den bisherigen Kurs bis um acht Glasen (4 Uhr) in der Machmittagswache bei, dann legten wir das Schiff über Backbordhalsen und selten den Kurs auf St. Paul de Loanda. Zwei Tage nach unsrer Begegnung mit dem „Vampyr“ liefen wir in die Bucht ein, an deren Gestade die Stadt liegt, und gingen in zehn Faden Wasser zu Anker. Hier verabschiedeten Kapitän Walker und seine Mannschaft sich unter herzlichem Dank von uns und dann wurden sie an Land gesetzt.

    Wants. – Juffer ist eine blockähnliche, dicke runde Scheibe aus hartem Holz mit Löchern zum Durchziehen der Taljereepen zum Ansetzen des stehenden Guts; hierzu gehören immer zwei Juffern, eine untere, an den Püttings befestigte, und eine obere, um die das Hoofdtau eingebunden wird. – Hoofdtaue heißen die starken, die Wanten bildenden Taue.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)