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den Fokus durch Verschiebung der Rohrteile entsprechend ändern. Diese Tatsache machte ich mir dienstbar. Ich kaufte mir ein neues Teleskop, klein, handlich, aber von bester Qualität. Es hat mich einen Haufen Geld gekostet. Damit fing ich meine Versuche an. Ich richtete das Glas auf Gegenstände, deren Entfernungen mir genau bekannt waren. Ich stellte das Rohr sorgfältig ein und kratzte einen Strich auf das Metall, als Merkzeichen, wie weit das Rohr ausgezogen werden mußte, um den Gegenstand klar und deutlich zu erkennen, und dann grub ich auch noch die Distanz bei dem Strich ein.“

Er hielt mir das Rohr hin.

„Sehen Sie,“ fuhr er fort, „ich habe hier eine ganze Skala von Distanzen, von zweihundert Fuß aufwärts bis zu zehn Seemeilen. Und diese Notierungen kosten mich einen ganz gewaltigen Aufwand von Zeit und Arbeit. Aber den sind sie auch wert.

„Zum Beispiel, ich will die Entfernung eines Gegenstandes feststellen. Ich richte das Teleskop auf ihn und finde, daß ich das Ding am klarsten sehen kann, wenn das Rohr soweit“ – er zeigte mir die Stelle – „ausgezogen ist. Dann sehe ich auf meine Skala und weiß nun, daß das Objekt fünftausend und fünfhundert Fuß, also etwas weniger als eine Seemeile entfernt ist. So kann ich in wenigen Minuten verschiedene Distanzen messen, wie ich es auch heut Nachmittag getan habe. Und mit hinreichender Genauigkeit.

„Nun zurück zu unsrer Expedition. Mein Teleskop sagte mir, daß die Sklavenflottille beinahe genau drei Seemeilen von dem Baume entfernt ankert, und die westliche Mündung des Creek vier und drei Viertelmeilen von demselben Punkte entfernt ist. Wir brauchen jetzt nur diese beiden Distanzen auf den beiden Kompaßpeilungen, die wir zuletzt in die Karte hier eintrugen, anzumerken“ – er tat dies, während er redete – „und haben nun die Position der Fahrzeuge und der Creekmündung; mit Hilfe von Mr. Perkins’ Parallel-Lineal stellen wir nun auch noch fest, wie die Mündung vom „Wolf“ aus peilt. Da haben wir’s – Südost bei Ost. Schließlich messen wir noch diese

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/58&oldid=- (Version vom 31.7.2018)