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Leutnant Langfeld und ich sprangen zufällig nach einer und derselben Stelle; dabei wurde ich, als der leichtere, von ihm zur Seite gedrängt und fiel beinahe ins Wasser, ihm aber gelang es, sich an einer Pütting festzuhalten, und schon schickte er sich an, in die Want zu klettern, da sah ich, wie von oberhalb der Reling mit einer Pieke nach ihm gestoßen wurde. Der Stich traf ihn in die rechte Schulter, er verlor seinen Halt und stürzte hinunter in die Barkasse.

Inzwischen hackten und schnitten unsre Leute auf das Enternetz los, um sich einen Zugang zu verschaffen; da sie jedoch bei dem ersten Angriff ihre Pistolen abgeschossen und dann nicht Zeit gefunden hatten, sie aufs neue zu laden, und da sie durch das Netz die Gegner nicht erreichen konnten, so waren sie ihnen gegenüber völlig wehrlos. Nach wenigen Minuten waren sie daher alle wieder in der Barkasse, jeder mehr oder weniger verletzt.

Die Kutter hatten augenscheinlich keine besseren Erfolge gehabt, denn wir sahen sie sich von den Schiffen zurückziehen. Leutnant Langfeld, der seine Wunde gar nicht beachtete, gab zögernd den Befehl, dem Beispiel der andern zu folgen. Er dauerte mich, denn ich merkte, wie tief ihn unser Mißerfolg niederdrückte.

In Rufweite angelangt, fragte er die Leutnants Collins und Burke nach den Verlusten, die sie erlitten.

„Wir haben einen Toten,“ antwortete Collins, „und verwundet sind wir alle.“

Burke meldete, daß er zwei Schwerverwundete und sieben Leichtverwundete an Bord habe.

Well,“ sagte Langfeld, „unser Manöver war verfehlt, wir müssen die Taktik ändern. Jetzt werfen sich alle drei Boote auf den Schoner, die beiden Kutter entern vorn auf beiden Seiten, ich mit der Barkasse werde tun, als wollte ich die Brigantine angreifen, dann aber den Schoner von achtern entern. Also vorwärts!“

Die Boote wendeten schnell und brausten abermals auf den Feind los. In einer Entfernung von hundert Schritten erhielten wir eine zweite Breitseite von allen drei Schiffen. Diesmal wurde unsre Barkasse

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/67&oldid=- (Version vom 31.7.2018)