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von fünf neunpfündigen Kugeln getroffen. Sie rissen zwölf Fuß Dollbord und Planken aus der Steuerbordseite, zerschmetterten eine Anzahl Remen, zertrümmerten Vorsteven und Bug und töteten drei Mann.

Die Barkasse war jetzt ein sinkendes Wrack. Langfeld befahl, auf des Schoners Großrüst zuzusteuern, die wir auch noch gerade in dem Moment erreichten, wo die Barkasse wegsackte. Wir sprangen von der Reling des kenternden Bootes auf die des Schoners, der zum Glück eine Minute zuvor von den beiden Kuttermannschaften geentert worden war. Die ganze Besatzung des Schoners war nach vorn gestürmt, um die Angreifer abzuwehren. Wir machten uns dies zunutze, und, anstatt uns mit dem Zerhauen des Enternetzes aufzuhalten, schlüpften wir schnell und geräuschlos durch die offenen Achterpforten an Deck, eilten nach vorn und griffen die Spanier im Rücken an.

Unser plötzliches Erscheinen rief zuerst Schrecken und Verwirrung unter ihnen hervor, aber sie ermannten sich schnell und stürzten uns wütend entgegen. Das war’s, was wir gewollt hatten. Auf Langfelds Befehl beschränkten wir uns zunächst lediglich auf die Verteidigung und wichen dabei langsam zurück, wodurch wir die Mehrzahl der Banditen vom Buge weglockten. Die Kutterleute nahmen die Gelegenheit wahr, und nach kaum fünf Minuten befanden sich alle drei Bootsbesatzungen an Deck des Schoners.

Die Spanier wehrten sich verzweifelt und streckten noch manchen unsrer braven Matrosen nieder, bis diese endlich, durch solche Hartnäckigkeit aufs äußerste erbittert, die Halunken tatsächlich über Bord und ins Wasser jagten. Großen Verlust erlitt der Feind dadurch freilich nicht, denn die meisten der Flüchtlinge schwammen zur Brigg oder zur Brigantine und wurden dort an Bord gezogen.

Leutnant Langfeld zögerte nicht, diesen Sieg nach Kräften auszunutzen. Er ließ die Kutter achterausbringen und am Heck festlegen, und während dies geschah, wurde der Schoner mittels der Springtaue so gelegt, daß er seine Breitseiten gegen die Brigg und die Brigantine kehrte. Die Geschütze wurden doppelt geladen und dann bestrichen wir

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)