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Der heiße, erstickende Dunst, der durch die Gräting der Großluke emporstieg, sagte uns, daß auch dieses Fahrzeug eine volle Ladung Sklaven an Bord hatte. Langfeld beschloß daher, die Brigg ans Ufer zu warpen und die armen Geschöpfe an Land zu schaffen, ehe er die Feindseligkeiten gegen die Brigantine erneuerte. Ich erhielt den Befehl, in einem der Kutter die Enden der Warptrossen an Land zu bringen.

Wir hatten, wie dem Leser erinnerlich sein wird, unsre Barkasse und die beiden Kutter am Heck des Schoners festgemacht, und dort befanden sie sich noch, da der Schoner, in dem flachen Creek nur etwa einen Fuß Wasser über seinem Deck stehen hatte. Um zu den Booten zu gelangen, mußten wir das Schonerdeck passieren; meine Mannschaft hatte dies bereits getan, und kletterte soeben die Rüsten der Brigg hinunter, da geschah eine furchtbare Explosion, eine jähe Flamme blendete mich, ich fühlte mich durch die Luft gewirbelt und in die aufrauschende Flut des Creeks geschleudert.

Halb bewußtlos schwamm ich dem Ufer zu; die Entfernung dahin war nicht weit, aber ehe ich es erreichte traf mich ein Schlag auf den Kopf – jedenfalls von einem niederstürzenden Wrackstück der auseinander gesprengten Brigg – und dann wußte ich nichts mehr von mir.




Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)