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Siebentes Kapitel.
In der Gefangenschaft der Kongoneger. – Eine schwarze Samariterin. – „Dachten Sie etwa, daß Sie jetzt noch entrinnen können?“ – Der Fetischmann. – Heldenmut. – Menschenopfer. – Frei! – Die Flucht durch den nächtlichen Wald. – Die Vorstellung. – Wie Lubemba uns Waffen verschaffte.

Als ich wieder zum Bewußtsein kam, war ich ein Gefangener. Meine Hände und Füße waren mit harten Seilen aus zusammengedrehten Lianen gefesselt. Ich empfand starke Schmerzen, und nicht nur an den geschnürten Gliedern; mein ganzer Körper schmerzte mich.

Wo war ich überhaupt?

Augenscheinlich irgendwo an Land.

Über mir sah ich den tiefblauen Himmel und die im Zenit stehende Sonne, die mit unbarmherziger Gewalt auf meinen unbedeckten Kopf und mein aufwärts gekehrtes Gesicht herniederbrannte. Ich wandte den Kopf zur Seite, um der mörderischen Blendung auszuweichen, da ward ich gewahr, daß ich auf dem kurzen Grase einer Waldlichtung lag, die von dichtem Dschungelwald umgeben war.

Unweit von mir sah ich Leutnant Langfeld liegen, gefesselt wie ich selbst; in einiger Entfernung hockten etwa fünfzehn oder zwanzig gleichfalls gefesselte Neger, die, nach ihrem jammerlichen Aussehen zu urteilen, zu der Sklavenladung des gesunkenen Schoners gehört haben mochten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)