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vorläufiges Ende. Wir stießen am Fuße einer Hügelkette auf eine menschliche Niederlassung und zwar, den Gebäuden nach zu urteilen, auf den Wohnsitz zivilisierter Leute.

Die Ansiedlung lag in einem von bewaldeten Höhenzügen umschlossenen Tal, das sich in nördlicher Richtung gegen den großen Strom, den Kongo, öffnete. Das Gelände befand sich unter sorgfältiger Kultur, es war in regelmäßigen Abteilungen mit Obstbäumen verschiedener Art wie Pfirsichen, Orangen, Bananen usw. bepflanzt, auch gewahrten wir eine Kaffeeplantage.

In der Mitte dieser Pflanzungen stand, umgeben von einem schönen Blumengarten, ein sehr ansehnliches Haus. Wir zögerten nicht, darauf loszusteuern und hatten das Glück, unter den Obstbäumen dem Eigentümer des Besitztums zu begegnen, einem sehr stattlichen Herrn mit kurzgeschnittenem weißem Haar und Bart, Antlitz, Hals und Hände dunkel gebräunt von der Sonne versengenden Strahlen. Er war in weißen Flanell gekleidet, sein Haupt beschützte ein Grashut von feinstem Gewebe und mit sehr breiter Krempe, und an den Füßen trug er Schuhe von weichem ungegerbtem Leder.

Als er unsrer ansichtig ward, trat er im ersten Erstaunen einen Schritt zurück, dann aber kam er uns entgegen und begrüßte uns höflich auf Spanisch. Weder Langfeld noch ich verstanden ein Wort von dieser Sprache, daher beantwortete der Leutnant den Gruß auf französisch. Der alte Herr schüttelte den Kopf, anscheinend ein wenig verdrossen, worauf der Leutnant ihn auf Englisch anredete, von der richtigen Voraussetzung geleitet, daß unsre deutsche Muttersprache noch nicht bis zum Kongogestade gedrungen sei.

Das Gesicht des Spaniers hellte sich wieder auf.

Welcome, gentlemen, Welcome!“ rief er; „ich bin froh, sehr froh sogar, daß Sie keine Franzosen sind! Erweisen Sie mir die Ehre, mein Haus und alles was darin ist als das Ihrige zu betrachten. Ich nehme mit Betrübnis wahr, daß Sie von Mißgeschick heimgesucht worden sind, aber wenn Sie ihm gestatten, wird Don Manuel Carnero versuchen,

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/94&oldid=- (Version vom 31.7.2018)