Seite:Der Vampyr.pdf/97

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit den Weißen, die in den Fluß einliefen, als auch mit den Eingeborenen.

Als Leutnant Langfeld erzählte, daß wir englische Seeoffiziere seien und dann berichtete, was uns widerfahren war, seit wir die Korvette verlassen hatten, da glaubte ich ab und zu einen Ausdruck von Unruhe in Don Manuels Zügen wahrzunehmen, als fürchte er, daß ihm Unannehmlichkeiten durch die an uns geübte Gastfreundschaft entstehen könnten.

Donna Antonia dagegen lauschte mit gespanntem Interesse und großer Teilnahme, nur für die gute Lubemba schien sie nicht die geringste Neigung zu fühlen, sogar das tragische Ende des armen Negermädchens ließ sie gänzlich kalt.

Während Langfeld, noch der Ruhe und Schonung bedürftig, zu Hause blieb und sich der Unterhaltung Antonias widmete, folgte ich mit Vergnügen der Aufforderung Don Manuels, ihn auf den häufigen Ausflügen zu begleiten, die er unternahm, um Material für seine Studien zu sammeln, und da wir gelegentlich auch Wild für die Küche beschaffen mußten, hatte er mir eine seiner trefflichen Büchsflinten zur Verfügung gestellt.

Eines Abends fanden wir bei unsrer Rückkunft einen Mann im Hause, der Don Manuel erwartet hatte und anscheinend ein intimer Bekannter der Familie war. Mir fiel zunächst sein phantastischer Anzug auf, der in einer kurzen blauen Jacke mit goldenen Knöpfen, schneeweißem Hemd, ebensolchen Hosen, breiter rotseidener Schärpe, rotseidener Kappe mit langer Troddel und Segeltuchschuhen an den nackten Füßen bestand. Aus den Falten der Schärpe ragte der goldbeschlagene Horngriff eines Dolches hervor.

Er war ein Spanier, braun von Haut und pechschwarz von Haaren, er hatte stechende, unruhige dunkle Augen und mochte, trotz seines nicht unschönen Gesichtes und seiner staatlichen Figur einen unangenehmen Eindruck auf mich. Don Manuel begrüßte ihn sehr freundlich und stellte ihn sodann Langfeld und mir als Sennor Garcia Ribera

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)