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Brunhild und Kriemhild an der Kirchenthür ist eben leider keine veraltete Sagenerzählung, und vor menschlicher Schwäche bleibt selbst die gescheiteste Frau nicht bewahrt. Im Eßzimmer angekommen, bemüht man sich, möglichst schnell seinen Platz zu finden, damit man die Dame nicht gar mehreremal um den ganzen Tisch herumzuführen braucht. Gewöhnlich wird der Hausherr und die Hausfrau bemüht sein, dieses Suchen zu erleichtern; im befreundeten Haus kann man sich auch vorher wohl erkundigen, in welcher Gegend man sitzen soll.

In manchen Gesellschaften ist es Gebrauch, daß vor Tisch gebetet wird; ist dies der Fall, so führt man seine Dame bis zu ihrem Stuhl und bleibt dann selbst hinter dem seinigen stehen und – richtet sich danach, wie es die andern machen. Jedenfalls vermeide man durch Unachtsamkeit oder dadurch, daß man weiter plaudert, die Gewohnheit der andern Personen zu stören.

Setzt man sich dann, so macht man durch Zurückschieben des Stuhles der Dame Platz am Tisch, stellt sich links von ihr auf, erfaßt die Stuhllehne mit beiden Händen und schiebt den Stuhl nach vorn, indem man zugleich mit dem rechten Fuß am linken hinteren Stuhlbein nachhilft.

Empfohlene Zitierweise:
Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)