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dessen „Gevatterin“. Er hat dieselbe im Wagen abzuholen, ihr vorher ein Bouquet zu schicken und ist während der ganzen Festlichkeit ihr Herr. Früher war es Mode, daß der Gevatter seiner Dame ein Paar weiße Handschuhe und diese ihrem Gevatter ein Taschentuch schickte. Immerhin wird es anzuraten sein, wenn man an irgend einem weltvergessenen Ort zur Taufe gebeten ist, vorher Umfrage zu halten, ob diese Gebräuche etwa nach im Gang sind, damit man nicht durch deren Unterlassung vielleicht ein junges Mädchen, welches zum erstenmal Patin ist und seine Aufgabe verzweifelt ernst ansieht, tödlich beleidigt, ohne überhaupt zu wissen, wodurch.

Bei besseren Familien und in größeren Städten findet vielfach die Taufe im Haus statt, und oft ist dies durch die Jahreszeit, den weiten Weg zur Kirche, das Befinden der Mutter u. s. w. auch wirklich begründet. Wie dazu die Zimmer herzurichten sind, welche Bestellungen sich nötig machen, was alles dazu herbeizubringen ist, richtet sich nach den ortsüblichen Gebräuchen, die allen älteren Frauen gründlich bekannt sind. Wer nur einigen künstlerischen Geschmack hat, wird mit leichter Mühe die Wohnung für eine so festliche Gelegenheit stimmungsvoll ausschmücken können.

Empfohlene Zitierweise:
Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)