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zu schicken und holt sie im Wagen zu der Trauung ab; er sitzt bei Tische neben ihr und ist überhaupt für die ganze Dauer des Festes ihr Kavalier. Findet eine größere Hochzeit statt, so entfernt sich gewöhnlich das junge Paar unbemerkt nach dem Essen, und nun hindert nichts mehr, daß die eingeladenen jungen Leute noch einige Stunden bei Spiel und Tanz zusammen bleiben. Wer zu einer Hochzeit an einen andern Ort gekommen ist, bemühe sich nach Möglichkeit, kein Spielverderber zu sein, denn überall gibt es bei einer solchen Gelegenheit so viele lustige Neckereien, die freilich dem Fremden meistens ganz unbekannt sind, daß er sich vielleicht manchmal „geniert“ und sich aus Verlegenheit nicht beteiligen will; das muß sich jemand, der in der Gesellschaft verkehren will, überhaupt abgewöhnen, und dazu gibt es ein sehr einfaches Mittel: er mache nun erst recht von Anfang an jedes Vergnügen, jeden Spaß mit, auch wenn er die betreffenden Gebräuche dabei nicht kennt; man wird ihn bald als guten Gesellen schätzen, ja mit ein wenig Geschick kann er dann, als Neuhinzugekommener, die ganze Gesellschaft, der er sich noch vor kurzem so fremd gegenüber fühlte, beherrschen und nach seinem Geschmack leiten.

Empfohlene Zitierweise:
Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)