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ob man gut oder schlecht gekleidet ist, als ob man gut oder schlecht ißt. In beidem aber weiteres zu sehen, als ein Mittel zum Zweck, hier zweckmäßig bekleidet, dort ernährt zu werden, ist nicht männlich.

Man kleidet sich nicht für andre, sondern wegen seiner selbst; vor sich selber aber soll man stets so viel Achtung haben, daß man immer ordentlich angezogen ist, auch wenn man die Überzeugung hat, daß man von niemand bemerkt wird. Deshalb müssen auch sämtliche Kleidungsstücke – nicht nur die, welche man von außen sieht – in größter Ordnung sein. Man soll ja nicht glauben, daß eine aufgesprungene Naht am Ärmel, ein fehlender Knopf an der Weste nicht gesehen würden, weil man vielleicht auf der Straße den Überzieher anhat; war man auch noch nie in der Verlegenheit, denselben am dritten Ort aus irgend welchem Grund auszuziehen, so wird man dazu doch sicher gezwungen werden, wenn man am wenigsten darauf eingerichtet ist. Ein Freund, der einen auffordert, ein Glas Wein mitzutrinken, ein Bekannter, der seine neu eingerichtete Wohnung zeigen will oder dergleichen, keinem von beiden kann man den Wunsch abschlagen: man muß den Paletot ausziehen, und dann ist die Verlegenheit oft viel

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)