Seite:Der Verkehr in der Guten Gesellschaft.pdf/167

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

peinlicher, als die kleine Mühe gewesen wäre, sich vor dem Ausgehen ordentlich anzuziehen. Noch nie hat man sich auf der Straße bücken müssen, oder war sonst irgendwie genötigt, den Fuß zu zeigen; ist man aber ein einziges Mal nachlässig genug gewesen, Stiefel zu tragen, die nicht ganz taktfest mehr waren, oder Beinkleider, deren unterer Rand ein wenig ausgefranst war, so kann man sicher darauf rechnen, daß man etwas aufheben, bei Bekannten auf einen Stuhl steigen muß oder sonst zu irgend welcher, ohne Zweifel ganz ungewöhnlichen oder ganz unerwarteten Stellung veranlaßt wird, die die unbemerkt geglaubte Nachlässigkeit offenkundig macht. Die Annahme: „Man sieht es ja doch nicht“, ist sehr falsch; mag man auch noch so „patent“ angezogen sein, ein einziger Taillenknopf, der ein wenig abgestoßen ist, zieht die Aufmerksamkeit der andern mehr auf sich, als der ganze neue Anzug nebst Hut und Lackstiefeln. Der lange Havelock bei den Herren und der beliebte Regenmantel bei den Damen, was müssen sie manchmal gnädig verdecken, und wie oft enthüllt ein einziger unbarmherziger Windstoß an einer Ecke all diese „Bequemlichkeit“. Wer nicht aus Achtung vor sich selbst so angezogen ist, daß er sich zeigen

Empfohlene Zitierweise:
Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/167&oldid=- (Version vom 31.7.2018)