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einer ganzen Abendgesellschaft, entbehren kann, ohne darunter zu leiden. Auch beim Arbeiten am Schreibtisch, zum mindesten beim Verfassen von Schriftstücken, die andern in die Hände kommen, sollte man das Rauchen vermeiden; man vergegenwärtige sich nur den Eindruck, den in einem Damenboudoir die Zusage auf eine Einladung macht, wenn ihr der Tabaksgeruch geradezu entströmt und die zarten Fingerspitzen der Leserin infiziert! Oder wird eine so lieblich duftende Eingabe, ja selbst ein Geschäftsbrief, dem man die tabaksrauchgeschwängerte Atmosphäre schon durch das Couvert anmerkt, die Sympathien des Lesers besonders fördern? Ebensowenig wie es für den gebildeten Menschen nötig sein sollte, sich erst durch den Genuß von Bier, Wein oder sonstigen Spirituosen anzuregen, ebensowenig sollte man es nötig haben, stets zur Zigarre greifen zu müssen, wenn man arbeiten will. Der vielgehörte Ausspruch: „Wenn ich nicht rauchen kann, bin ich nur ein halber Mensch“ u. ä. legen ein trauriges Zeugnis ab von der Selbstbeherrschung des Betreffenden. Und ist es nicht geradezu lächerlich, wenn im Theater oder bei Musikaufführungen oder ähnlichen Gelegenheiten in einer Pause die Herren kaum erwarten können, aus dem Saal zu

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/184&oldid=- (Version vom 31.7.2018)