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von der ursprünglichen Frage entfernte, und wenn sie auch noch so wenig der gewünschten Antwort entspräche. Gut und aufmerksam zuzuhören ist eine große Kunst, die wohl gelernt sein will. Den andern zu unterbrechen ist immer unhöflich und taktlos, spricht man aber selbst, so muß man auch darauf achten, daß man ja nicht zu gründlich und ausführlich bei einem Thema verweilt, welches einem selbst vielleicht von großem Interesse erscheint, bei andern aber nur geringe Aufmerksamkeit hervorzurufen geeignet ist. Gerade in diesem Punkt fehlt den meisten Menschen die nötige Objektivität.

Worüber man sich mit jemand, den man zum erstenmal an einem Ort trifft, unterhalten soll, kann freilich nicht gesagt werden, das richtet sich zu sehr nach den Umständen, unter denen man sich kennen lernt, nach dem Grund, aus welchem man sich trifft u. s. w.; wovon man aber unter keinen Umständen reden soll, das sind Politik und Glaubenssachen. Nichts ist geeigneter als diese beiden Stoffe, Personen, noch ehe sie sich überhaupt näher kennen gelernt haben, so auseinander zu bringen, daß an ein angenehmes Nebeneinanderleben, an freundschaftliche Beziehungen nie wieder gedacht werden kann. Kommt man dennoch in die Lage, auf ein derartiges

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/214&oldid=- (Version vom 31.7.2018)