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wenn die Dame des Hauses sich dadurch der Verlegenheit entzieht, Besuche zu empfangen, daß sie durch das Mädchen sagen läßt, sie sei nicht zu Hause. Und gerade diese Verleugnung läßt sich noch am besten vermeiden, indem man einfach, ohne weitere Angabe der Gründe, sein Bedauern ausdrücken läßt, jemand nicht empfangen zu können.

Eine ebenso große Lüge ist es aber auch wenn man einen Besuch macht zu einer Zeit, von der man gewiß weiß, daß die Betreffenden ausgegangen oder bei Tisch sind und niemand empfangen können, und eine noch gröbere Unwahrheit würde es sein, wollte man jemand auf einen Tag einladen, von welchem einem bekannt ist, daß an demselben schon eine andere Festlichkeit stattfindet, bei welcher jener beteiligt ist oder sein muß.

Der feinfühlende Mann wird aber öfters noch zu andern Unwahrheiten genötigt sein. Wenn man z. B. etwas spät am Nachmittag einen Besuch macht und eine Gesellschaft trifft, die schon früher Kaffee getrunken hat, so erfordert es der gute Ton, daß die Hausfrau fragt, ob sie einem noch eine Tasse anbieten dürfe; ebenso wird es aber der gute Ton fordern, daß man für dieses Anerbieten bestens dankt, wenn man das Empfinden hat, daß seine Ausführung mit großen Umständen

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/235&oldid=- (Version vom 31.7.2018)