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nicht so schlimm, denn fast ausnahmslos sind die Forderungen und Gebote der Gesellschaft berechtigt und oft viel tiefer begründet, als man auf den ersten Blick meinen mag, ja, es liegt in ihnen die sittliche Erfahrung langer Zeiten verborgen. Damit mag sich der trösten, der nicht in der glücklichen Lage war, gleich von Kind an in den Gewohnheiten und mit den Regeln des guten Tones aufzuwachsen, sondern sie sich erst spät, und freilich manchmal wohl mit vieler Mühe aneignen muß; denn dazu gezwungen wird er, mag er nun wollen oder nicht, wenn er nur irgendwie in einer Gesellschaft zu verkehren wünscht, die halbwegs den Anspruch macht, eine gebildete zu heißen. Gerade aber bei solchen Leuten macht sich oft aus Trotz eine unwillkürliche Opposition geltend, welche sie dann nur in einen um so schärferen Gegensatz zur Gesellschaft bringt; diese aber wird sich ihrer schnell genug entledigen, indem sie sie einfach beiseite liegen läßt.

Es ist darum nötig, sich zu bemühen, die Forderungen des guten Tones derart kennen zu lernen und so inne zu haben, daß man gar nicht anders handeln kann, als sie vorschreiben. Denn der „Feine Ton“ soll nicht nur gleich sein den „Guten Manieren“, sondern soll auch die Denkungsart

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)