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drängten sich im Halbkreis zusammen, der Wachtmeister ließ uns passieren, dann standen wir in dem armseligen Atelier … – Wer die Glasbude von Ansehen kennt, wird mir recht geben: Eine Bude! Innen auch nur Verfall, Verwüstung, notwendig maskiert durch Möbelstücke, drei Staffeleien, ein mächtiger Kachelofen, der vor Hitze fauchte, links die frisch tapezierte Bretterwand mit einer schmalen Tür. Sie stand offen, wir hörten Stimmen, – aber auch im Atelier befand sich jemand, es war der Mann mit der Handkamera, der im Laubengelände an der Pumpe gelehnt hatte … Er saß in einem altmodischen Ohrensessel, hatte seine schwarze kleine Kamera im Schoße und betrachtete uns mit der stillen Fröhlichkeit eines Menschen, den die Nähe eines Ermordeten sehr gleichgültig läßt und der seine Freude an unerwarteten Begegnungen hat. Er erhob sich halb, deutete eine Verbeugung an …

„Oberinspektor Froest,“ sagte er mit einem verschmitzten Zucken um die bärtigen Mundwinkel. „Froest aus Weston, eigentlich Privatier, noch immer Gelegenheitsarbeiter, Herr Harst, noch immer leidlich bekannt. Der Kollege Lücke hatte nichts dagegen, daß ich hier eintrat, als ich die Menschenansammlung vor dem Hause bemerkte und etwas von Mord vernahm … – Miß Saalfield, nicht wahr?“ Er reichte uns die Hand, deutete nochmals vor Heloise eine Verbeugung an und ließ sich wieder in den Sessel fallen. „Ein kleiner Mord, aber mit Beiwerk …“ Er deutete mit dem Daumen nach dem abgeteilten Raum. „Ich habe Lücke wenigstens die genauen Personalien des Toten liefern können, – ein alter Freund von mir, war mit fünfzehn schon zuchthausreif, mit achtzehn überreif für den Strang, eine schwere Nummer, aber immer glatt wie Schmierseife, nie zu fassen, abgerechnet drei Jahre wegen Diebstahl, hier nannte er sich wohl Gorry Banks, er hatte ebenso

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Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)