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bis hierher … Selbst die Türvorhänge dort wehen hin und her …“ Er deutete auf den Eingang zur Bibliothek.

Er erhob sich lautlos. Im selben Moment stand Froest auf. Er blickte auf Harsts Hand und nickte zustimmend. In dieser Hand lag etwas Dunkles mit kurzem Lauf.

Harst glitt zu den Vorhängen, bückte sich, schlüpfte blitzschnell hinein … Glas klirrte … Eine unserer schönsten Wiener Vasen war in Scherben zerfallen.

Als Froest und ich hinterdrein stürmten, stand Harst mit der Taschenlampe neben einem offenen Fenster und zog mit der ausgestreckten Hand rasch den Laden zu. Ein dumpfes Klatschen kündete einen zweiten Schuß an, der nur das Eisen traf.

Harald lachte leise. „Pech!! Beiderseits. Aber frech sind die Herrschaften, das muß man ihnen lassen. Der, der hier horchte, nahm denselben Weg wie Sie – durch die Hintertür, lieber Froest. Er hätte sich die Schuhe reinigen sollen …“ – Nachdem er den Laden befestigt hatte, ging er ins Arbeitszimmer zurück. „Da – das ist die Schmutzkruste, die sich von einem Absatz löste …“ Er hob sie vorsichtig vom Afghan auf. „Sie sahen sie auch, Froest … Nun weiß der Mann mehr, als gut ist. Also – schnell zu Pagel … Wir müssen etwas riskieren, es hilft nicht. Wenn die dritte Partei die abgeschnittenen Teile des Gobelins erwischt, wird dieses Rätsel nie gelöst werden.“ Er warf einen bedauernden Blick auf die Scherben. „Nun – besser Glas als Kopf … Gehen wir, laufen wir.“

Froest zog schon seinen schmutzigen Mantel an.

Als wir durch die Hintertür den Hof betraten, schlug uns der Regen wie Peitschenhiebe in die Gesichter. Wir liefen, – wir hielten Abstand, – – bis zum Laubengelände sind’s nur wenige Meter, – wir kamen vor Pagels Zauntür an, sie war offen … Wir

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Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)