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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass

Nachthemd bekleidet empor und sagt, indem sie in feiner und ritterlicher Manier sich vor der Dame verbeugt: ‚Gestatten Sie, gnädiges Fräulein, daß ich mich vorstelle. Mein Name ist Maximilian Harden.‘“

Franziska Ellmenreich, die große Tragödin, hat uns erzählt: „Im Jahre 1886 machte ich eine Gastspielreise durch Holland. Ich wählte dazu eine Reihe Dramen von Schiller, Goethe und Shakespeare und führte mein eigenes Ensemble mit. Die Liebhaberrollen spielte als mein Partner Maximilian Harden. Er war ein kluger Schauspieler, ein liebenswürdiger Kollege. Er konnte nur darum nicht große und dauernde Erfolge erringen, weil sein Körper nicht robust genug und seine Figur zu zierlich war.“

Inzwischen hatten auch die andern Brüder Witkowski ihre Wege gemacht. Die drei älteren nannten sich Witting. Zwei gründeten in London eine aufblühende Exportfirma. Der dritte wurde preußischer Verwaltungsbeamter und legte eine schöne Laufbahn zurück. Um 1890 wurde er zum Oberbürgermeister von Posen gewählt. -

Durch diesen älteren Bruder kam der junge Schauspieler in Verbindung mit dem „Berliner Tageblatt“ und mit dem Herausgeber der „Gegenwart“ Theophil Zolling. Er wurde in Berlin seßhaft und begann, einige Jahre an der Universität zu studieren. Heinrich v. Treitschke, Ernst Curtius und Hermann Grimm haben ihn besonders gefesselt. Er betätigte sich als Kritiker und Feuilletonist. Für die von Paul Nathan herausgegebene Wochenschrift „Die Nation“ lieferte er regelmäßig Beiträge. Er schrieb für das „Berliner Tageblatt“

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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass. Jüdischer Verlag, Berlin 1930, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_j%C3%BCdische_Selbstha%C3%9F.pdf/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)