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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass

wunden Fleck den Ausgangs- und Quellpunkt für Ausgleiche oder Überbauungen zu studieren, eine solche Psychologie deutet hin auf ein selber verwundetes oder doch verwundbar gewordenes Menschentum. Auf die Pathognomik der vital geschwächten, an sich selber irre gewordenen Volkheit. -

Warum denn nun aber, so könnte man fragen, ist eine solche Psychologik zur herrschenden Mode eines Zeitalters geworden? Wie kann höchste Begeisterung erwecken, was doch als Symptom absinkender Schöpferkraft zu betrachten wäre. Die Antwort läßt uns einen tiefen Blick tun in die Psychologie des jüdischen Selbsthasses.

Es gibt kein Überlegenheitsgefühl, das auch den nüchternsten Menschen in jeder Lebenslage so beruhigt, es gibt keine Sicherheit, die so stark uns macht wie das Wissen: „Wie es gemacht wird!

Das Wissen, aus welchem Miste die Rose gewachsen ist und ihres Wachstums Kräfte bezieht, das Wissen, dank Anwendung welchen Mistes wir Rosen züchten können, tröstet uns billig über das Bewußtsein hinweg, daß wir selber weit minder schön als eine Rose blühen und uns erfüllen müssen. Eine bis zum Frevel wachsam wissende Zeitgenossenschaft sitzt vor den Wundern des Zauberspiels mit der Ueberlegenheit eingeweihter Auguren. Sie können zwar nicht selber das Schauspiel aufführen, aber sie lächeln einander zu bei jedem Mirakel, das die Einfalt verdutzt und zu Beifall hinreißt. „Kunststück! Wir waren ja hinter den Kulissen! Wir kennen die Tricks! Wir haben auch für dieses Wunder das richtige griechisch-lateinische Kennerwort. Ja, wir wissen,

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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass. Jüdischer Verlag, Berlin 1930, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_j%C3%BCdische_Selbstha%C3%9F.pdf/67&oldid=- (Version vom 5.7.2016)