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Der junge, stattliche Trapper erstickte das Feuer jetzt vollständig, griff nach seiner Büchse und trat ein paar Schritt aus der Grotte hinaus.

Ein plötzlicher Regenguß trieb ihm die nassen Tropfen wie Hagelkörner in das tief gebräunte Gesicht. Die Nacht war finster, und sturmgepeitschte Wolken jagten über den düsteren Himmel hin. Die Eichen und Riesentannen, die vereinzelt in der Schlucht wuchsen, rauschten und verbeugten sich vor den immer heftiger werdenden Windstößen.

In dieser Dunkelheit etwas zu erkennen, war unmöglich. Aber das Ohr des blonden Jägers, in der Wildnis vortrefflich geschärft, ersetzte ihm das spähende Auge. Mochte der Sturm auch noch so toll die Südausläufer der Gilaberge umtoben, mochte auch die Schlucht von einem nervenerregenden Konzert der Windsbraut erfüllt sein, er vernahm doch das Knacken brechender Äste, die der Sturm zu Boden geworfen hatte und die nun unter dem flüchtigen Fuße eines eiligst sich Nähernden zerknickten.

Eine Gestalt tauchte aus der Finsternis auf, ein schlanker, kräftiger Indianer, der das lange straffe Haar zu einem Schopf hochgebunden hatte und in diesem Schopf die Adlerfedern als Abzeichen der Häuptlingswürde trug.

Er kam nicht allein. Er hatte einen Knaben in den Armen, einen vielleicht vierzehnjährigen Jungen, der in derbes, selbstgewebtes Leinen gekleidet war und über den Kopf eine Mütze aus Hirschleder gezogen hatte.

Der Trapper schritt schweigend ohne jedes Zeichen von Neugier in die Grotte hinein. Der Indianer folgte ihm mit seiner menschlichen Last, legte den offenbar bewußtlosen Knaben vorsichtig auf die Decke

Empfohlene Zitierweise:
William Käbler: Der kleine Kundschafter. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_kleine_Kundschafter.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)