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Steinaxt gegen den Höhlenbären ausrichten konnte. Einmal mußte er doch ermüden und den Pranken zum Opfer fallen.

Da erkannte Richard, worauf es dem zweibeinigen Kämpfer ankam. Kein Zweifel, der Mann versuchte sich nach dem Walde zurückzuziehen, wo er sich auf einen Baum flüchten konnte; das wußte aber anscheinend auch der Bär, denn er wollte seinem Gegner diesen Rückzug abschneiden und ihn in den Fluß treiben, wo er ihm jedenfalls sofort zur Beute wurde.

Ohne Bedenken hob Richard das mit Kugel und grobem Schrot geladene Gewehr und drückte in demselben Moment, wo der Bedrängte sich außerhalb der Schußlinie befand, nach der Herzgegend des Bären zielend, beide Läufe zugleich ab.

Mit einem donnerartigen Gebrüll richtete sich das Ungetüm, das wohl getroffen aber nicht tödlich verwundet war, auf den Hinterbeinen empor, es hatte den neuen Feind im Boote erspäht, und stürmte nun in Carriere dem Flußufer zu.

Zu spät erkannte Richard, in welch’ gefährliches Spiel er sich eingelassen hatte. Doch mit fester Hand schob er zwei neue Patronen in die Gewehrkammer, war er jetzt doch ganz allein auf sich selbst angewiesen, denn der nackte Mensch hatte, wie er noch gesehen, schnell die Flucht ergriffen.

Aber es kam alles anders, als Richard befürchtet hatte, denn noch hatte der Bär nicht das Ufer erreicht, als ihm eine dunkle Gestalt entgegensprang – es war derselbe Mann von vorhin, nur hatte er jetzt keine Axt, sondern einen anderen langen Gegenstand, wohl ein Messer, in der Hand. Der Bär richtete sich sofort auf, den alten Gegner zu umarmen. Und diesmal wich ihm letzterer nicht aus, er warf sich vielmehr an die zottige Brust und drückte seinen Kopf an den Leib des Ungeheuers. Nur einige Augenblicke noch, und dann stürzte der Bär brüllend nieder, um nicht wieder aufzustehen, während sich der Mann aufrichtete und ihm das blutige Messer aus dem Leibe zog.

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)